Anne Duden, geboren am 1. 1. 1942 in Oldenburg (i.O.); Kindheit in Berlin und in der DDR; 1953 Übersiedlung der Familie nach Westdeutschland. Schulzeit und Abitur in Oldenburg, danach Buchhändlerlehre in Westberlin. Nach 1964 unterschiedliche Jobs und nebenbei Besuch von Vorlesungen und Seminaren an der Freien Universität Berlin. Ab 1972 Mitarbeiterin beim Wagenbach Verlag. 1973 Mitbegründerin des Rotbuch Verlags, wo sie mehrere Jahre arbeitete. Seit Ende 1978 lebt Anne Duden als freie Schriftstellerin in London und Berlin. 1987 Gastprofessorin für Literaturwissenschaften an der Universität Hamburg; Gastdozenturen an der Universität Paderborn (1995/96) und an der Universität Zürich (1996/97).
* 1. Januar 1942
von Anne-Kathrin Reulecke
Essay
Bedeutsam für die Prosatexte Anne Dudens sind nicht die Geschichten, die in ihnen erzählt werden. Im Zentrum der Bücher „Übergang“ (1982), „Das Judasschaf“ (1985) und „Steinschlag“ (1993) stehen vielmehr jene Erfahrungsbereiche, die im Erzählbaren gerade keinen Ort finden. Duden beschreibt Konfrontationen mit Gewalt, Krankheit, Krieg oder Tod, die traumatisierend wirken, weil es zunächst keine Sprache für sie gibt.
Das Besondere an Dudens „Hochspannungsprosa“ (Alexander von Bormann) ist, dass solche Momente des psychischen und physischen Auf-sich-selbst-Zurückgeworfenseins in einer sachlich nüchternen, um äußerste Präzision bemühten Sprache gestaltet werden. Es ist kein Zufall, dass sich diese Literatur immer wieder ...